Nach der vorzeitigen Abreise aus Denia sind wir nach einem Zwischenstop zum Wasser tanken, einkaufen (täglich grüßt das Murmeltier: Leroy Merlin und Mercadona) und waschen zu einem offiziellen Park-/Stellplatz in der Nähe des Flughafens von Alicante gefahren. Auf dem Weg gab es noch spontan eine neue Gasflasche, denn die alte war so gut wie leer. Neben der Repsol Tankstelle fand Anna zufällig einen „Chinaladen“. Die gibt es hier überall, wir waren aber bisher in keinem gewesen. Was soll man dazu sagen? Da gibt es alles was China so herstellt, also ist das Sortiment sehr breit gefächert. Wir haben Maya endlich Ihr Gummitier besorgt (da wartet sie seit Januar drauf) und noch diverses anderes Zeug. Steckdosenleiste, Eiswürfelförmchen, neue Malblöcke.

Der Stellplatz liegt direkt am Meer, allerdings ist der Strand nicht besonders schön. Als ich abends noch ein Bier im Halbdunkel getrunken habe, ist mir eine Ratte über den Weg gelaufen. Deshalb sind wir am nächsten Morgen weiter gefahren, obwohl ich eigentlich hätte arbeiten müssen. Eine Viertelstunde südlich sah es gleich ganz anders aus. Zwar standen überall große „Camping verboten“-Schilder, aber scheinbar scherte man sich nicht darum. Dort standen bereits einige Wohnmobile, teilweise offensichtlich schon länger. Also haben wir uns eingereiht, direkt oberhalb des felsigen Strands. Die Polizei kam täglich mehrfach vorbei, aber schien sich nicht besonders an den Campern zu stören.

Schwimmen, schnorcheln, faulenzen und ich konnte meine Wochenarbeit wunderbar erledigen. Außerdem brauchte der Kühlschrankbrenner ein wenig Aufmerksamkeit. Der war gut verdreckt und die Verbrennung schien nicht wirklich sauber zu sein. Komischer Geruch den ich bisher noch bei keinem Absorber hatte. Danach schien es erstmal besser zu sein, aber mittlerweile glaube ich, dass ich da nochmal ran muss. Riecht immer noch komisch.

Auch wenn der Strand grundsätzlich schön war – auch hier, wie bisher an allen Plätzen, die wir in Spanien gesehen haben, lag eine Menge Müll. Das stört uns, seitdem wir spanischen Boden betreten haben. Überall Müll. Wir haben bisher kein einziges hübsches Dörfchen gesehen. Alles zweckmäßige Mischungen aus Gewerbe und Wohnsiedlungen und überhaupt nicht schön. Das mag daran liegen, dass wir nur an der touristisch geprägten Küste unterwegs waren. Nach langem Überlegen haben wir uns an diesem Strand entschieden, Spanien den Rücken zu kehren. Wir werden mit dem Land einfach nicht warm.

Gerade als wir die letzten Vorkehrungen treffen um abzureisen spricht uns Steffi aus dem Wohnmobil hinter uns auf unseren Heckträger an. Wir unterhalten uns etwas und sie rät uns, noch ein Stückchen weiter nach Süden in die „Schlangenbucht“ zu fahren. Da könne man frei stehen, es wären auch Deutsche mit Kindern da, die da schon seit zwei Jahren (!) wohnen.
Vielleicht ist das ja tatsächlich ein schöner Platz, an dem wir Gleichgesinnte treffen könnten. Außerdem erfährt Anna, dass ihr Vater Tarifa (ganz im Süden) sehr geliebt hat. Also ändern wir unsere Pläne und geben der Küste noch eine letzte Chance.

Der Weg führt ein wenig durchs Hinterland, hinauf in ein kleines Küstengebirge und wieder hinunter mit schöner Aussicht – leider auch auf die Schattenseiten der Globalisierung. Das wunderschöne Panorama wird dominiert von einem großem Gewächshauskomplex, von denen es hier unten einige gibt. Die Gegend um Almería kann man sogar aus dem Weltraum an ihrem strahlenden weißen Widerschein erkennen, weil dort ein Gewächshaus am anderen steht. Und alles nur, weil wir uns nicht ein bisschen bescheiden und dem Lauf der Natur unterordnen, sondern auch im Winter Erdbeeren essen möchten.

Der Weg in die beschriebene Bucht besteht aus getrocknetem Schlamm, dem man ansieht dass hier bereits einige Fahrzeuge auch bei schlechtem Wetter gefahren sind. Ein Schlagloch neben dem anderen und Spurrillen, die normalen PKWs und Wohnmobilen einiges abverlangen. Wenn man nicht genau die richtigen Schlangenlinien fährt, schrappt man mit dem Unterboden (oder dem Tank…) über den Boden.
Wir schaukeln da relativ unbeeindruckt durch, es rappelt und klirrt allerdings erheblich als wir den letzten Hügel mit Schwung erklimmen und irgendwo fällt auch irgendetwas runter – aber Anna ist da mittlerweile routiniert und behebt alles bevor ich mich umdrehen und fragen kann, was das war.
Als wir ankommen, gibt es natürlich großes Hallo wegen des auffälligen Gefährts. Die Fahrzeuge, die schon da stehen (es sind viele) wirken tatsächlich, als stünden sie schon länger dort. Einige haben sich kleine Gärten und Verschläge gebaut. Es wirkt wie Dauercamper auf einem deutschen Campingplatz, nur ohne Gartenzwerge und mit ganz viel Ghettoflair. Sogar Müllcontainer stehen dort, die von der Stadt kostenlos abgeholt werden.
Die Leute sind, wie auch auf der Finca Kunterbunt, wirklich nett, aber der allgegenwärtige „Siff“ stößt uns beide ab. Die Kinder finden sofort irgendwelchen Müll (alter Fahrradreifen, alter Autoreifen, ein halbes Steckenpferd, ne olle Plastikkiste) und spielen phantasievoll damit. Das finde ich grundsätzlich wunderbar, aber wir würden uns beide wünschen, dass weniger Müll und mehr natürliche Materialen rumlägen… damit spielen die nämlich genauso schön. Anna widert das noch wesentlich mehr an als mich, sie hat einen sehr ausgeprägten Sinn für Ästhetik und eine noch viel ausgeprägtere Abneigung gegen billigen Plastikkram.



Wir verbringen hier einen Tag, an dem ich ein weiteres Mückengitter fertigstellen kann und die Kinder ein abgeerntetes Melonenfeld von den letzten Überresten reifer Melonen befreien (es war ein wahres Schlachtfest und wir haben immer noch einige Wassermelonen in Gepäck) und einen sehr schönen Abend am Lagerfeuer mit schönen Gesprächen und reisen am nächsten Tag wieder ab, diesmal endgültig nach Norden. wir bekommen Ende Juli Besuch von unserer lieben Mary und planen, sie entweder in den Pyrenäen oder auf Sardinien zu treffen.

Dass Spanien auch ein paar (für uns) schöne Ecken hat und dass es nicht immer das Meer sein muss lest Ihr im nächsten Post.